Ausbildung der Kindergärtnerinnen in Mingun 5. Woche

Wieder ein neuer Bericht von Frau Christine Kießling. Es ist der letzte von Ihrem 5-wöchigen Arbeit in Mingun. Wie immer wunderbar zu lesen wie sich die Dinge in Mingun entwickeln. In der Zwischenzeit ist Frau Kießling wieder zu Hause.
An alle Interessierten,
Ich habe momentan eine Erkaeltung und das in einem tropischen Land (waren es die Kneippschen Guesse beim Duschen, die Zugluft beim Mopedfahren oder die kalten Fuesse am Abend?). Doch reicht die Kraft locker fuer die letzten Tage. Nun der Reihe nach die Ereignisse der letzten Woche.
Vor einer Woche, nach Beendigung der Gartenarbeiten (es kam noch ein Gemuesebeet dazu mit Pflanzen von Jojos Mutter dazu), ging es flott weiter mit einer aufwaendigen Muellaktion. Jojo kam morgens mit seinen beiden Freunden im Schlepptau zum Tor herein, blanker Oberkoerper, Waschbrettbauch und die Hacke auf der Schulter, ein Lied auf den Lippen. Ein wahrlich archaisches Bild. Da kann sich jeder amerikanische Filmstar wegschmeissen. Sie reinigten die Flaeche, die an den Kindergartengrund angrenzt und fuer eine Berufsschule vorgesehen ist. Der Muell wurde in Saecke gefuellt, die verbrannt werden. Am Freitag hatten wir ueber mehrere Stunden Grossputz im Kindergarten: alle Erzieherinnen, eine Freundin von ihnen und ich. Eine Mutter (Mama von unserer Springmaus) kam und hat die Kissen fuer den Mittagsschlaf abgezogen und die Vorhaenge ebenfalls zum Waschen mitgenommen (Waschpulver vom Kindergarten) und abends astrein wieder abgeliefert.  Wir haben die Bodenbelaege zurueckgeklappt und alles Versteckte ausgekehrt und anschliessend nass gewischt. Die Waende wurden abgekehrt (4 m hoch, verlaengerter Besen) und die Oberlichter aus Glas gereinigt, alle Regale von lang Gesammeltem befreit und die Gummihupftiere geschruppt. Danach Nachmittag noch unermuedlich Lesson, auch Samstag und Sonntag. Es ist viel Unterweisung noetig, da ja die Schulkindbetreuung dazukam. Sie sollen ja methodisch und didaktisch sicher sein und sich mit Freuden der neuen Aufgabe hingeben koennen. Nach einer Woche sind sie nun schon routiniert, und sie wissen, dass sie die Aelteren ebenso fuehren koennen wie die Kindergartenkinder. Sie hatten zu Beginn Bedenken diesbezueglich. Gestern hatten wir ebenfalls geschlossen. Wir machten einen Ausflug in die naechste Kreisstadt, besuchten zwei Pagoden und sind anschliessend schoen eingekehrt. Abends hatten wir dann noch das Thema „schwierige Kinder in der Gruppe“. Sie haben mit traumwandlerischer Sicherheit Ihre Pappenheimer identifiziert (scheue Kinder, schwache Kinder, aggressive Kinder). Wir haben einen Plan erstellt, um diesen Kindern eine Sonderfoerderung zukommen zu lassen. Dazu wird mein Raum ein Intensiv-Raum, in dem sie in ungestoerter Atmosphaere arbeiten koennen und im verschliessbaren Schrank das Material vorfinden. Dann war ich noch bei einer Schuelerin und beim Buergermeister zum Dinner eingeladen. Immer isst man alleine, viele schauen zu. Das Problem bei solch netten Anlaessen ist die Sitzposition. Es steht natuerlich kein Stuhl zur Verfuegung, die Tische sind ja niedrig. Das gute Essen gleicht diese Unannehmlichkeit wieder aus. Heute hatten wie den lang besprochenen „Elternabend“, der ein High Noon Event war (Beginn 12 Uhr mittags).  Die Aufregung war, dass unsere lang ersehnten Moebel mit Win Aung aus Mandalay kamen. Er brachte natuerlich seine gesamte Encourtage mit und drei Schreiner (Dane, den Superman), die alles gleich aufgehaengt haben. Es war ein Wettlauf mit der Zeit. Zum Glueck waren die Eltern nicht so puenktlich. Wir haben unser Spielmaterial auf einem neuen Regal ausgestellt und eine Schuelerin hat es gleich den Eltern vorgestellt. Sie hat spaeter auch ueber sechs exemplarische Materialien referiert. Dann hat eine weitere Erzieherin den Tagesablauf vorgestellt und Singsing, die taffeste, mit lauter Stimme ueber die Schwierigkeiten in der Gruppe berichtet, die wir vorher gesammelt hatten (keine 2jaerigen als Anhaengsel, die die ganze Zeit heulend an der grossen Schwester haengen, keine Suessigkeiten, die nur Muell hinterlassen, alles verkleben und den Kindern den Appetit auf das Mittagessen rauben, Kinder bis 9 Uhr bringen….) Dann sprachen noch zwei Dorfverantwortliche, ich durfte natuerlich auch das Wort ergreifen und wurde beklatscht. Win Aung sprach die erklaerenden und einfuehrenden Worte, auch die Uebersetzung meiner kleinen Rede. Sie haben wohl ausgemacht, mich am Freitag noch mit den Kindern zu verabschieden, bin gespannt. Ich werde dann noch am Freitag mein Abschlussgespraech mit Win Aung haben, die Abrechnung machen (habe Einiges ausgelegt), meinen Safe leeren und noch zu Moe Moe zum Essen gehen. Eigenlich wollte ich noch zu Mandalay Hill, doch dazu wird die Zeit nicht reichen.
Wenn ich nun zurueckblicke auf diese fuenf Wochen, so haben wir alle miteinander viel gearbeitet. Ich hatte hier gute Voraussetzungen und es bedurfte vielfach nur eines kleine Impulses, um etwas zu bewegen. Es ist dadurch ein beispielhafter Kindergarten, ja durch die Schulkindbetreuung ein Kinderzentrum entstanden, das zusammen mit der geplanten Berufsschule zu einem Bildungszentrum mit positiver Ausstrahlung werden kann.
Was mich betrifft: Man gibt nicht nur, man erhaelt auch etwas. Mir hat es grosse Freude gemacht, zu sehen, dass man es noch kann: Beziehungen aufbauen, Sachverhalte systematisch rueberbringen, Unterricht interessant gestalten und viel Praktisches aus dem Schatzkaestchen der Erfahrung hervorzaubern. Ich hatte mit ausschliesslich liebreizenden Menschen zu tun und hatte eine super Zeit.
Nun freue ich mich auf mein kleines Ottmarshausen an der kleinen Schmutter mit meinen Angehoerigen und Freunden, denen ich viel Interessantes berichten kann und besonders auf mein B e t  t. Auf der Heimreise habe ich noch eine Uebernachtung in einem Deluxe Zimmer im Hotel Yangoon. Ich fuehle mich grosszuegig eingeladen und koeniglich verwoehnt vom SES. Ich erwarte ein weisses Leintuch und ein gefliestes Badezimmer, das ich geniessen werde. Bei meinem 14stuendigen Aufenthalt in Doha werde ich davon trauemen. Ich lande dann am 24. morgens in Muenchen und komme somit rechtzeitig zur Bescherung heim. Seid nun zum letzten Mal gegruesst aus dem kleinen Mingun am grossen Irrawady von Christine
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