Trinkwasserversorgung in der Phaung Daw Oo School in Mandalay, Myanmar

Trinkwasserversorgung in der Phaung Daw Oo School in Mandalay, Myanmar

Herr Wolfram Boden war vom 16.10.2012 bis 15.11.2012 an der PDO um sich dem heiklen Thema Wasserversorgung zu widmen. Dieses Projekt wurde mit Unterstützung des Senior Expert Service durchgeführt.

Nach seiner wohlbehaltenen Rückkehr – er hat das schwere Erdbeben in Mandalay miterlebt- schickte er uns einen detaillierten Bericht, den wir in teilweise gekürzter Form wiedergeben wollen:

Vorbereitung zum Einbau eines Schwimmerventils

…..ja nun ist die Zeit schon vorbei. Durch die gute Vorbereitung durch Sie, die von Chan Chan übersandten Unterlagen und auch die Vorbereitung durch SES fiel der Einstieg in Mandalay relativ leicht, obwohl für mich als Asienneuling (fast nur europäischer Teil von Kasachstan) doch sehr vieles gewöhnungsbedürftig war. Lothar Kunze und die Leute vor Ort waren sehr hilfsbereit für das Einleben.

Durch „Mister Money“ wurde Hotel mit Frühstück, durch Moe Moe das 3-Gänge Mittagsmenü und durch die Kyat-Ausstattung war auch der restliche Teil bestens.
Die Arbeitsvoraussetzungen waren gut, der langsame Internetzugang war für die „Entschleunigung“ ganz gut (man hatte Zeit zum Nachdenken). Die Materialbeschaffung gestaltete sich schwierig.

Das Trinkwasserversorgungssystem in der Phaung Daw Oo School besteht im Wesentlichen aus:

– 1 Versorgungsbrunnen mit Unterwassermotorpumpe (UWM)
– 1 ebenerdigen Tiefbehälter
– 2 Versorgungspumpen, die unterschiedliche Teilversorgungsgebiete versorgen
– Rohrleitungen zu den einzelnen Verbrauchern
– Wasserbehälter auf den Häuserdächern
– Tiefbehältermit separater Druckerhöhungspumpe, Zapfstellen im Objekt
– 1 neuer Brunnen mit UWM-Pumpe, Tiefbehälter und Förderpumpe

Neben dem „alten“ Brunnen existiert ein „neuer“ Brunnen.

Das Betreiben des gesamten Systems der Trinkwasserversorgung erfolgt manuell durch Ein- und Ausschalten der Pumpen und Zu- und Aufdrehen der Leitungen zu den Behältern auf den Dächern.

Diese Art des Betreibens hat nicht die Sicherheit, dass entsprechend der Wasserstände in den Behältern die Zu- und Abschaltungen der Pumpen erfolgen, sondern dass es zum Leerlaufen und damit zur Unterbrechung der Trinkwasserversorgung oder Überlaufen der Behälter kommen kann.

Die Steuerung des Systems der Wasserversorgung erfolgt nach meiner Erfahrung durch das verantwortliche Personal sehr verantwortungsbewusst und korrekt, kann jedoch Mängel nicht ausschließen, so dass es zu Versorgungsausfällen und zu Wasserverlusten durch Überlaufen der Behälter kommt.

Neben dem Trinkwassersystem existiert noch ein Brauchwassersystem, welches optisch nicht sichtbar abgegrenzt ist.

Wasserförderung, Wasserverbrauch und Wasserverluste

Die Tagesfördermenge während des Schulbetriebes mit 6.000 Schülern wurde mit ca. 120 m³/d ermittelt.

In den Ferien beträgt die Tagesförderung ca. 80 m³/d. Wird für den Wasserverbrauch der ständigen ca. 600 Einwohner ein Wasserverbrauch von 50 l/Ed (wahrscheinlich sind es weniger!) angesetzt, beträgt der tatsächliche Wasserverbrauch ca. 30 m³/d.

Damit errechnen sich Wasserverluste in der Trinkwasserversorgungsanlage von ca. 50 m³/d

Die Wasserverluste resultieren aus Behälterüberläufen, undichten ober- und unterirdisch verlegten Rohrleitungen, undichten Schließorganen und nach Gebrauch nicht geschlossenen Wasserentnahmenstellen

Die Wasserverluste betragen damit ca. 50% – 60% der Wasserförderung.

Rohrleitungen und Absperrorgane

Die Rohrleitungen auf dem Gelände der Schule sind aus unterschiedlichen Materialien. Die Stahlleitungen sind in gutem Zustand. Die Plasteleitungen sind teilweise an den Verbindungsstellen und den Absperrorganen undicht. Die Verlegung ist als suboptimal einzuschätzen.

Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Trinkwasserversorgungsanlage

Allgemeines

Die vorhandene Trinkwasserversorgungsanlage versorgt das gesamte Areal der Schule weitestgehend ausreichend nach Menge, Druck und Qualität mit Trinkwasser.

Die aus einem Brunnen von den Pumpen geförderte Menge reicht bei ordnungsgemäßem Betrieb aus. Bei manuellem Ein- und Ausschalten der Pumpen und dem manuellen Öffnen und Schließen der Behälterzuläufe ist es kaum vermeidbar, dass die Behälter leer- oder überlaufen. Entweder kommt es zu Versorgungsschwierigkeiten oder zu unnötigen Wasserverlusten. Weiterhin sind Leckagen der Rohleitung und der Absperrventile Ursache für Wasserverluste.

Die bereitgestellte Menge durch die Pumpen ist ausreichend. Die Versorgung ist jedoch bei Ausfall des Brunnens oder einer Pumpe ganz oder teilweise nicht mehr gewährleistet.

Das Wasser des Brunnens ist von guter Qualität, lediglich die Leitfähigkeit ist etwas erhöht (1400 µS/cm anstelle 1000 µS/cm). Diese Überschreitung des Salzgehaltes stellt keinen erheblichen Mangel dar.

Ein Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung wäre mit wesentlich höheren Risiken und Kosten verbunden.

Die Qualität des Wassers kann sich durch Verschmutzung in den Behältern verschlechtern. Durch Öffnungen in den Behältern (Behälterabdeckungen und Rohreinführungen können Verschmutzungen und Tiere eindringen und die Keimzahlen erhöhen.

Brunnen, Tiefbehälter und Pumpenanlage

Das Gelände von Brunnen, Pumpenanlage und Tiefbehälter sollte allseitig abschließbar eingezäunt bzw. mit einer Mauer mit abschließbarer Tür gesichert werden. Vorteilhaft wäre es, wenn das Gelände abnehmbar (für eventuellen Pumpenwechsel) überdacht wäre und Beleuchtung installiert würde. Das Gelände ist sauber zu halten.

Über das Grundwasserdargebot liegen keine Unterlagen vor. Es ist auf Grund der Tiefe des unbeeinflussten Grundwasserstandes davon auszugehen, dass es sich um einen tertiären Grundwasserleiter handelt. Auf Grund der Überdeckung ist Grundwasserneubildung nicht einschätzbar.

Messungen von Ruhegrundwasserspiegel und abgesenktem Wasserspiegel sollten monatlich erfolgen. Aus der Differenz beider Werte können Veränderungen des Zustandes des Brunnens (Alterung des Brunnens) über längere Zeit erkannt werden.

In der Leitung vom Brunnen sollten die Wasserzähler ersetzt werden.

Das Ausschalten der UWM-Pumpe erfolgt in Abhängigkeit vom Behälterwasserstand. Die UWM-Pumpensteuerung ist zu projektieren. Entwederist eine Druckabschaltung mittels z. B. eines Kontaktmanometers bei Schließen eines Schwimmerventils, die Abschaltung durch einen Schwimmerschalter o. ä. zu projektieren.

Vor-Ort-Bau eines Grundwasserstands-Messgerätes (Leitfähigkeitsmessung)

Da die Hochbehälter mittels Schwimmerventil ausgerüstet werden sollen und Förderpumpen z.  B. zeitabhängig eingeschaltet werden, wird empfohlen, dieses Prinzip der Steuerung auch für die UWM-Pumpe zu verwenden. Damit wird die Wartung und Instandhaltung übersichtlich.

Das Schwimmerventil sollte von außen montierbar und demontierbar sein. Die Einführung ist abzudichten, damit keine Verunreinigungen in den Behälter kommen können.

Die Behältereinstiege sind abschließbar und dicht zu gestalten. Das Be- und Entlüftungsrohr ist nach unten abzuwinkeln und mit feinmaschiger Gaze zu verschließen. Der Tiefbehälter ist jährlich zu reinigen

Die 2 Förderpumpen versorgen unabhängig voneinander getrennte Versorgungsgebiete. Jede Förderpumpe sollte saugseitig absperrbar (auch Rückschlagklappe) sein. Druckseitig sollten nacheinander Absperrventil, Wasserzähler und ein weiteres Absperrventil angeordnet werden. Die Absperrventile auf den Abgangsstutzen sind miteinander zu verbinden. So können beide Druckpumpen unabhängig oder im Verbund betrieben werden. Die Anlage der Pumpensteuerung sollte in einem abschließbarem Schaltkasten installiert werden. Der Pumpenraum ist sauber zu halten.

Rohrleitungen und Absperrorgane

Undichte Stellen im Rohrleitungssystem sollten abgedichtet werden, damit keine Verunreinigungen in das System eindringen können. Bei leerem Behälter können Luft und gegebenenfalls sogar verunreinigtes Wasser angesaugt werden.

An allen Zapfstellen in der Schule sollten Hinweise mit Schildern angebracht werden mit den Aufschriften:

„Drinkwater“ oder „No Drinkwater“.

Der „alte“ und der „neue“ Brunnen sollten durch eine Rohrleitung miteinander verbunden werden.

Hochbehälter

Die vorhandenen Edelstahltanks sind unproblematisch. Sie sind geschlossen und somit vor Verunreinigung geschützt. Die Ventile zur Wasserentnahme sollten jedoch dicht abschließen.

Die offenen Hochbehälter auf den Dächern sollten dicht zu verschließen sein (Verschließen sämtlicher Verunreinigungsmöglichkeiten).

Die Zuläufe der Behälter sollten mit Schwimmerventilen ausgerüstet werden. Die Behälterüberläufe sollten nach unten abgewinkelt offen sein und mit Gaze verschlossen werden, um das Eindringen von Verunreinigungen auszuschließen.

Kurzfristige Maßnahmen

– Automatisierung der Steuerung der UWM-Pumpe des Brunnens
– Automatisierung der Steuerung der Förderpumpen
– Ausrüstung der Behälter mit Schwimmerventilen
– Sicherung der Behälter
– Reparieren von undichten Schließorganen

Vorbereitung zum Einbau eines Schwimmerventils

Langfristige Maßnahmen

– Rohrverbindung zwischen „altem“ und „neuem“ Brunnen
– Ersetzen der Plasteleitungen durch Stahlrohrleitungen nach Projektierung eines

Rohrleitungsplanes für das Gesamtobjekt

Einschätzung der Ergebnisse des Einsatzes

Während des Einsatzes wurden die vorhandenen spezifischen Bedingungen und Probleme der Wasserversorgung der Schule analysiert und es wurden Vorschläge erarbeitet, um die Wasserversorgung stabiler und durch Fremdeinflüsse weniger anfällig zu machen.

Durch die Hinweise zum vorhandenen Überlaufen der Behälter wurde während des Einsatzes die Sensibilität für die Wasserversorgung erhöht und die Verluste verringerten sich.

Eine generelle Reparatur von tropfenden Entnahmen und Absperrventilen konnte nicht erreicht werden.

Bei Realisierung der Vorschläge wird eine weitestgehende Stabilisierung der Wasserversorgung erreicht. Bei kurzzeitigen Stromausfällen ist eine Weiterversorgung mit Wasser vorhanden, da die Behälter durch die Automatisierung einen Mindestvorrat an Wasser gespeichert haben.

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